Bei einem solchen Innentäter-Fall handelt es sich um eine klassische nachrichtendienstliche HUMINT-Operation. Human Intelligence (HUMINT) befasst sich mit dem Führen menschlicher Quellen. Personen, die Zugang zu wertvollen Informationen haben, sind für jeden Nachrichtendienst wichtig. Das Führen menschlicher Quellen hat auch in Zeiten der Digitalisierung nicht an Bedeutung verloren und gehört mit zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten eines Nachrichtendienstes.
Innentäter sind Personen, die in einer Organisation Informationen entwenden, unautorisiert weitergeben oder andere schädigende Handlungen durchführen.
Die Werbung einer Innenquelle in einem deutschen Nachrichtendienst ist quasi die „Königsdisziplin“ ausländischer Dienste. Innenquellen haben ein außerordentlich hohes Schadpotential. Sie verfügen über eine Vielzahl von Zugriffsmöglichkeiten, sie besitzen Fach- und Methodikwissen, sie haben Zugang zu Verschlusssachen und sie kennen interne Kontrollmechanismen.
Verschlusssachen sind im öffentlichen Interesse, insbesondere zum Schutz des Wohles des Bundes oder eines Landes, geheimhaltungsbedürftige Tatsachen, Gegenstände oder Erkenntnisse
Innentäter können dem Gegner Informationen über nachrichtendienstliche Operationen oder auch Klarpersonalien weitergeben, was unter Umständen zu einer Gefährdung der betroffenen Personen an Leib und Leben führt. Die Übergabe von Verratsmaterial zur eigenen Methodik verschafft dem Gegner einen erheblichen Vorteil. Er kann entsprechende Vorsichts- oder Gegenmaßnahmen ergreifen, was wiederum einen erheblichen Informationsverlust nach sich zieht. Zudem können Innentäter bei der Vorbereitung von weiteren Spionage- oder sogar Sabotageaktionen helfen, indem sie auf Schwachstellen hinweisen, Angriffswege aufzeigen und geeignete Ziele identifizieren.
Denkbar ist auch, dass Innenquellen als „Tippgeber“ fungieren, d. h. sie benennen weitere, für eine Anwerbung möglicherweise geeignete Personen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Beschäftigte zu Innentätern werden können. Sie reichen von politischer Überzeugung über Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oder finanzielle Probleme bis hin zu einer möglichen Erpressung durch den ausländischen Dienst.
Um das Risiko für die erfolgreiche Anwerbung von Innentätern zu minimieren, ergreifen die deutschen Nachrichtendienste eine Vielzahl von Vorsichtsmaßnahmen. Dazu zählen Sicherheitsüberprüfungen für eigene Mitarbeiter, regelmäßige Sicherheitsbelehrungen sowie materielle, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen.