Unternehmen oder Institutionen im Hochtechnologiebereich, Hidden Champions (Marktführer in Nischensegmenten) und Global Player, sensible Forschungseinrichtungen oder Unternehmen mit einem proliferationsrelevanten Portfolio: Sie alle können grundsätzlich in den Fokus fremder Nachrichtendienste geraten. Zu deren Tätigkeiten zählt die Informationsbeschaffung auch unter Einsatz konspirativer Mittel. Insbesondere Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage sind nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Risiko, aber auch Politik und Militär gehören zu den bedeutsamen Zielen. Die Methoden reichen von klassischer Ausspähung durch den sogenannten Innentäter bis hin zu ausgefeilten Cyberangriffen. Je wertiger die vorhandenen Informationen sind, desto höher ist das Interesse daran – und umso mehr Ressourcen, legale und illegale Methoden kommen zum Einsatz.
Mittels Wirtschaftsspionage wird schützenswertes Know-How beschafft. Das Wissen über sensible Firmendaten und
-prozesse ist nicht nur von unmittelbarem unternehmerischem Wert. Solche Informationen können die Grundlage für weitreichende
wirtschaftspolitische Entscheidungen zum Nachteil des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg sein. Die
Wissenschaftsspionage zielt zum Beispiel auf die vorzeitige Kenntnis von Innovationen und Forschungsergebnissen ab; sie
ist daher von hoher strategischer Bedeutung für fremde Staaten.
Notwendig: adäquate Gegenmaßnahmen
In jedem Fall gilt: Aufklärungsaktivitäten durch staatliche Akteure sind ein sehr ernstzunehmendes Risiko und erfordern adäquate Gegenmaßnahmen. Ihre Bekämpfung ist eine zentrale Aufgabe der Spionageabwehr. Das Wirtschaftsschutzteam nutzt die Erkenntnisse aus dieser Arbeit, um Unternehmen, Forschungseinrichtungen und weitere potentiell gefährdete Institutionen zu sensibilisieren. Jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet macht das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg in Sachen Know-how-Schutz zu einem starken Partner für Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.
Unternehmens- und Informationssicherheit sind erfolgskritische Faktoren. Für jedes Unternehmen und jede Institution ist es daher entscheidend, einem Know-how-Abfluss vorzubeugen: Schützenswertes Know-how muss identifiziert und mit geeigneten rechtlichen, organisatorischen, technischen, personellen und baulichen Maßnahmen geschützt werden. Dazu sind umfassende Schutzkonzepte nötig, die alle sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigen.
Die Schwachstellen- und Risikoanalyse, die Zieldefinition, die Entwicklung geeigneter Schutzmaßnahmen bis hin zur Umsetzung eines
umfassenden Informationssicherheitsmanagements sind die Arbeitsschritte in diesem umfangreichen und ressourcenintensiven Prozess. Gerade
kleine- und mittelständische Unternehmen stellt das vor große Herausforderungen.
Das Wirtschaftsschutzteam steht Ihnen als kompetenter Partner gerne zur Seite.
Ausgehend von der Gefährdungslage durch Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage wird der Fachbereich Wirtschaftsschutz in einer Artikelserie über die wesentlichen Elemente präventiver Schutzmaßnahmen informieren. Damit leistet er Unterstützung beim Aufbau und bei der Umsetzung eines individuellen Schutzkonzepts. Soweit in Teilbereichen bereits Sicherheitsmaßnahmen implementiert sind, nutzen Sie diese Hinweise zur Prüfung und Optimierung dieser Maßnahmen.
Zu Beginn soll ein Selbsttest per Fragebogen zu einer ersten Einschätzung des aktuellen Sicherheitsstandards in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Institution führen. Dieser Test kann bereits mögliche Regelungslücken in Bezug auf das Thema „Know-how-Schutz“ aufzeigen.
Wenn Sie alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, haben Sie sich bereits intensiv mit den Themen Know-how-Schutz und Präventionsmaßnahmen befasst. Falls Sie eine oder mehrere Fragen mit „Nein“ beantworten, besteht möglicherweise Optimierungsbedarf.
In Teil 2 der Artikelserie erläutert das Wirtschaftsschutzteam die Bedeutung einer Sicherheitskultur und stellt die Bausteine
eines wirksamen Informationsschutzkonzepts vor.