Das stereotype Bild eines Islamisten ist männlich. Wie Forschungsergebnisse zeigen, sind jedoch 25 Prozent der Personen, die zur Terrororganisation "Islamischer Staat" nach Syrien und in den Irak ausgereist sind, Frauen. Die Grundlage für Untersuchungen und Modelle in der Forschung waren - und sind bis heute - fast ausschließlich Radikalisierungsverläufe von Männern. Hier zeigt sich eine Forschungslücke ("Gender-Science-Gap"), zu deren Schließung das Kooperationsprojekt "Interventionspunkte für gendersensible Deradikalisierungsarbeit" einen Beitrag leisten möchte. An dem Projekt beteiligt waren das Bayerische Landeskriminalamt, das Hessische Ministerium des Innern und für Sport, das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, das Bundeskriminalamt, das Center for Intelligence and Security Studies (CISS) der Universität der Bundeswehr München und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit der Beratungsstelle "Radikalisierung" und dem BAMF-Forschungszentrum.
Starke Verzahnung von Wissenschaft und Praxis
Die Projektergebnisse sind als Beitrag "Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereotypen" veröffentlicht. Hier werden anhand von sieben ausführlichen Fallanalysen Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit herausgearbeitet. Das Besondere an dem Projekt ist die starke Verzahnung von Wissenschaft und Praxis. Den projektbeteiligten Kooperationspartnern ist es gelungen, einen detaillierten, wissenschaftlich fundierten Fokus auf die Bedeutung von Geschlechterkonstruktionen in Radikalisierungsverläufen zu richten. Daneben wurden die Ergebnisse in verschiedenen Austauschformaten mit Beratungsfachkräften diskutiert und so gemeinsam mit dem Netzwerk ein anwendungsorientierter Fragenkatalog entwickelt, der dazu beitragen soll, "Gender" in der Beratungsarbeit noch stärker zu berücksichtigen.
Ein PDF der Studie finden Sie hier.