Einer der Höhepunkte des mehrtägigen Programms war eine Nachttanzdemo, die am 20. September 2024 stattfand. Verschiedene Akteure, auch aus dem linksextremistischen Spektrum, hatten zu einer Teilnahme aufgerufen. Mit der Veranstaltung sollte unter anderem für mehr subkulturelle Freiräume und bezahlbaren Wohnraum demonstriert werden. So hieß es in der Ankündigung, es sei eine Veranstaltung „gegen die Stadt der Bonzen […] gegen Gentrifizierung, Tourifizierung und Polizeistaat“. Die unangemeldete Demonstration wurde bereits zu Beginn wegen Verstößen gegen Lautstärkeauflagen gestoppt. Das Demonstrationsgeschehen blieb dennoch insgesamt friedlich. Nach mehreren Stunden löste die Polizei die Versammlung auf.
Allerdings wurden in derselben Nacht nahe des Veranstaltungsortes mehrere Dienstfahrzeuge der Stadt Freiburg in Brand gesetzt sowie die
E-Ladesäulen zerstört, vor denen die Autos parkten. Es entstand ein Sachschaden im unteren sechsstelligen Bereich. Außerdem
wurden die Reifen eines Polizeifahrzeugs zerstochen. Die Brandstiftung wurde als Blogbeitrag auf der Internetseite der linksextremistischen
Kampagne „Switch off – the system of destruction“ (kurz: „Switch off
[1]“) aufgegriffen. Konkrete Hinweise zur Täterschaft gibt es bislang jedoch keine.
Bereits bei früheren Jubiläumsfeiern war die KTS als linksextremistisches Szeneobjekt in die Schlagzeilen geraten. Im Jahr 2019 wurden beispielsweise anlässlich des 25-jährigen Bestehens „Autonome Kulturtage“ veranstaltet. Zeitgleich fanden die sogenannten „Squatting Days“ statt, in deren Rahmen – vorübergehend – mehrere Häuser besetzt wurden. Auch eine Reihe von Sachbeschädigungen, darunter Farbschmierereien und mehrere Brandanschläge auf Fahrzeuge, wurden verzeichnet.
Bewegte Vergangenheit: „Kulturtreff in Selbstverwaltung“ im bundesweiten Fokus
Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt die KTS im Jahr 2017, als durch das Bundesministerium des Innern (BMI) ein Vereinsverbot gegen die linksextremistische Internetplattform „linksunten.indymedia.org“ erlassen wurde. Dies hatte auch eine unmittelbare Durchsuchung des Gebäudes zur Folge, da sich bei den Ermittlungen Verbindungen zur KTS gezeigt hatten: Unter anderem war die linksextremistische Internetplattform „linksunten.indymedia.org“ im Mai 2008 in den Räumen der KTS gegründet worden. Hierbei handelte es sich um das bis dato wichtigste Kommunikationsmedium der linksextremistischen Szene, das unter anderem strafbare Inhalte, wie etwa Gewaltaufrufe, verbreitete. Bis 2014 fanden zahlreiche, öffentlich angekündigte „linksunten.indymedia.org“-Treffen in der Freiburger KTS statt. Bei den vom Vereinsverbotsverfahren betroffenen Personen handelte es sich um Angehörige der „Autonomen Antifa Freiburg“ (AAFR). Die gewaltorientierte linksextremistische Gruppe nutzte die KTS bis ins Jahr 2022 regelmäßig für ihre Treffen. Bei der Durchsuchung des Gebäudes wurden neben Laptops auch Schleudern, Messer, Handschuhe, Schlagstöcke und Bargeld beschlagnahmt.
Jüngster Führungswechsel in der KTS
Mit den Jahren bildeten sich innerhalb der KTS rivalisierende Lager. Im Jahr 2022 kam es schließlich zu einer folgenreichen Auseinandersetzung um Führungsstrukturen und die inhaltliche Ausrichtung, was auch eine Namensänderung zur Folge hatte: In einem Beitrag auf der linksextremistischen Internetplattform „de.indymedia.org“ erklärte eine Gruppe, die sich „KaTS“ nennt, diejenige Gruppe aus den Räumlichkeiten „ausgeschlossen“ zu haben, „die für abschreckende Verhältnisse im Haus verantwortlich“ gewesen sei, die oben genannte linksextremistische „Autonome Antifa Freiburg“ (AAFR). Angehörige der AAFR sollen anschließend den Versuch unternommen haben, „gewaltvoll in das Haus einzudringen“. Außerdem veröffentlichten die bis dato Verantwortlichen der KTS ein Statement auf der bis dahin gültigen KTS-Homepage. In einem Beitrag mit dem Titel „Angriff auf das Autonome Zentrum KTS Freiburg“ werfen sie der neu etablierten KaTS-Gruppe „massive Hetze“ und „kontinuierlichen Rufmord“ vor. Teile der linksextremistischen Szene Freiburgs begrüßten den Führungswechsel in der KTS und bekundeten ihre Solidarität.
Bewertung
Die KTS ist seit vielen Jahren ein Ort mit überregionaler Strahlkraft, der auch von Linksextremisten regelmäßig besucht und genutzt wird. Sie entstand 1994 in Folge einer Hausbesetzung auf dem Freiburger Vauban-Gelände und befindet sich seit 1998 in einem Gebäude, das sich bis heute im Eigentum der Deutschen Bahn AG befindet. Die Mietkosten für die Räumlichkeiten der KTS im unteren sechsstelligen Bereich übernimmt die Stadt Freiburg in Form einer entgeltfreien Überlassung.
Wenngleich auch nichtextremistische Akteure zu den Besuchern und Nutzern der Räumlichkeiten gehören, war und ist die KTS für Linksextremisten in Freiburg eine wichtige Anlaufstelle. Während in der Vergangenheit die „Autonome Antifa Freiburg“ (AAFR) dort regelmäßige Treffen abhielt, nutzen heute beispielsweise Mitglieder des linksextremistischen Vereins „Rote Hilfe e. V.“ die Räumlichkeiten für ihre Zwecke. Auch über die Landesgrenzen hinweg ist die KTS seit Jahren ein wichtiger Bezugspunkt der linksextremistischen Szene.
[1] Bei „Switch off“ handelt es sich um eine bundesweite anarchistisch geprägte Mitmachkampagne. Seit ihrem Start im Januar 2023 waren mehr als 80 verschiedenen Angriffe und Sabotageakte zu verzeichnen, mehrheitlich zum Nachteil der Bau- und Automobilindustrie. In der überwiegenden Anzahl der Fälle handelte es sich dabei um Brandstiftungsdelikte.